Nahrungsmittelunverträglichkeiten und “Reizdarm”

 

Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall – unter diesen Symptomen hatte jeder schon einmal zu leiden.

Meist sind sie Folge einer ungefährlichen Infektion oder einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Bei einigen Menschen bestehen diese Leitbeschwerden jedoch über lange Zeit und beeinflussen die Lebensqualität und die Leistungsfähigkeit nachhaltig. Es kann sich dann um ein sogenanntes Reizdarmsyndrom oder um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit handeln.


Das Reizdarmsyndrom ist gekennzeichnet durch:

  1. Chronische, länger als drei Monate anhaltende Beschwerden, welche auf den Darm bezogen werden (Bauschmerzen, Blähungen, Stuhlgangveränderungen)

  2. Die Beschwerden sind so stark, dass sie die Lebensqualität oder Leistungsfähigkeit der Betroffenen beeinflussen

  3. Andere Krankheitsbilder, welche die Beschwerden verursachen (z.B. Darmentzündungen, Nahrungsmittelunverträglich-

    keiten, Geschwulste) können ausgeschlossen werden

Die Beschwerden des Reizdarmsyndroms sind uncharakteristisch, eine Diagnose ist daher entsprechend schwierig. Daher ist es besonders wichtig, andere organische Erkrankungen auszuschließen. Hierzu ist zunächst eine sorgfältige und ausführliche Erhebung der Krankengeschichte durch einen erfahrenen Arzt notwendig. Anhand der so gewonnenen Daten entscheidet der Arzt, welche weiteren Untersuchungen notwendig sind.


Bei den Nahrungsmittelunverträglichkeiten handelt es sich meist um Unverträglichkeiten gegen Milchzucker (Laktoseintoleranz), Fruchtzucker (Fructoseintoleranz) oder gegen Getreideinhaltsstoffe.

Die hierbei auftretenden Beschwerden (oft Blähungen, Krämpfe, Durchfälle) sind bei manchen Menschen abhängig von der Menge des zugeführten Zuckers oder Getreides, manchmal reichen schon kleinste Mengen, um die Beschwerden auszulösen. Achten Sie daher darauf, ob und wie Sie Getreide, Milchzucker oder Fruchtzucker vertragen. Oft sind sie Bestandteile von Fertignahrungsmitteln oder Speisen und nicht einzeln ausgewiesen. Eine Lactoseunverträglichkeit (betrifft etwa 10% der Bevölkerung) ist keine Erkrankung, sondern stellt eine Normvariante eines „normalen“ Verdauungssystems dar.

Eine Lactose- oder Fructoseunverträglichkeit kann einfach und zuverlässig durch einen Belastungstest nachgewiesen werden.

Auch Getreideunverträglichkeiten (hier werden in der Regel alle Getreidesorten nicht vertragen!) finden wir bei 5-10% der Bevölkerung. Die Sprue oder Glutenunverträglichkeit gehört zu den Getreideunverträglichkeiten, macht jedoch nur einen kleinen Teil dieser Erkrankungen aus.

Die häufigsten Nahrungsmittelallergien sind Allergien gegen Kuhmilcheiweiß, Hühnereiweiss und Erdnüsse. Nahrungsmittelallergien werden zuverlässig über bestimmte Laboruntersuchungen (RAST) nachgewiesen.

 

Maßnahmen bei Reizdarm oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten

  • Führen Sie über mehrere Wochen täglich ein Ernährungsprotokoll, um nach einigen Wochen sicher zu wissen, welche Nahrungsmittel Sie vertragen und nach welchen Nahrungsmitteln Ihre Beschwerden auftreten, bzw. verstärkt werden

  • Nehmen Sie täglich gemahlene Flohsamenschalen zu sich. Manche Patienten mit „Reizdarm“ vertragen Flohsamen nicht, die Beschwerden können sich sogar verstärken. Dann sollten Sie zunächst versuchen die tägliche Dosis in einen verträgli- chen Bereich zu reduzieren und ggf. auf Flohsamen verzichten

  • Vermeiden Sie Rohkost nach 15.00 Uhr und trinken Sie viel! Leicht verwertbare Zucker sollten ebenfalls vermieden werden (z. B. Süßspeisen, Limonaden, Cola etc.)

  • Bei manchen Menschen lindert eine mehrwöchige Einnahme von sogenannte „Probiotika“, wie z.B. Mutaflor, Reizdarm- beschwerden (Mutaflor Kapseln N3, reicht für 6-7 Wochen)

  • Grundsätzlich hilfreich und zu empfehlen sind Entspannungs-techniken wie autogenes Training oder Feldenkrais Übungen. Zwar beeinflussen diese nicht spezifisch den Darm, jedoch wird Krankheitserleben und Krankheitsempfinden günstig beeinflusst und so die Lebensqualität gesteigert

Manchmal reichen schon diese einfachen Hinweise, um Ihre Beschwerden deutlich zu lindern. Bei fortbestehenden oder stärkeren Beschwerden können unter Umständen weitere Untersuchungen oder andere Therapieempfehlungen sinnvoll sein. Wir werden Sie gerne beraten und die notwendigen Untersuchungen durchführen.

 

Medikamente beim Reizdarmsyndrom

Krampflösende Medikamente (Spasmolytika) können beim Reizdarmsyndrom eingesetzt werden und sind zumindest vorübergehend in der Behandlung krampfartiger Bauchschmerzen häufig sinnvoll.

Eine Reihe von Medikamenten zur Behandlung des Reizdarmsyndroms werden gegenwärtig in klinischen Studien untersucht, zuverlässige Therapieempfehlungen lassen sich daraus jedoch bislang noch nicht ableiten.

Alle bei Ihren Beschwerden sinnvollen und seriösen Untersuchungen werden von Ihrer Krankenkasse bezahlt.

Erst in den letzten Jahren haben wir gelernt, dass den Beschwerden vieler Patienten nicht ein klassischer „Reizdarm“ zugrunde liegt. Vielmehr scheint in vielen Fällen, ein chronisches Ungleichgewicht der Darmflora vorzuliegen. Es besteht eine sogenannte „chronische intestinale Fehlbesiedelung des Darmes“ (Mikroorganismen, welche in und mit uns allen in unserem Darm leben, sogenanntes „Mikrobiom“). Die Diagnostik der chronischen intestinalen Fehlbesiedelung ist schwierig und gelingt nicht immer, allerdings sind diese Beschwerden meist gut durch geeignete Medikamente zu behandeln.

Der erste Schritt in der Diagnostik Ihrer Beschwerden ist immer eine sorgfältige und von Erfahrung getragene Anamnese.