Hämorrhoidalleiden und innerer Schleimhautvorfall

 

Jeder Mensch hat Hämorrhoiden

Es handelt sich um stark durchblutete Polster aus Blutgefäßen im oberen Analkanal. Sie werden von Arterien aufgepumpt und schwellen dadurch zum Abdichten des Afters nach dem Stuhlgang automatisch an. Nur bei der Stuhlentleerung laufen sie durch Nachlassen der Spannung des inneren Schließmuskels leer und liegen dadurch normalerweise flach der Wand des sich öffnenden Analkanals an. Pressen führt dagegen zur Stauung der Hämorrhoiden, so dass diese sich nicht entleeren können und anschwellen.

Durch Pressen bei der Stuhlentleerung, aber auch bei Durchfall, bleiben die Hämorrhoidalpolster gestaut und werden bei der Stuhlpassage nach unten gedrückt. Dadurch werden sie mit der Zeit vergrößert, bis sie schließlich bei der Stuhlentleerung aus dem After hervortreten: Die Afterhaut mit den darüber liegenden Hämorrhoidalpolstern stülpt sich gewissermaßen ganz oder teilweise nach außen vor. Jedes Pressen verstärkt die Verlagerung der gelockerten Analhaut und der bereits vergrößerten Hämorrhoidalpolster nach unten und außen.

Dadurch wird der After von innen „verstopft“ und es entsteht häufig das Gefühl, als ob man nach der Stuhlentleerung nicht ganz leer geworden sei. Das führt zu weiterem Pressen und somit zur weiteren Vergrößerung der Hämorrhoiden.

Die Schädigung der Afterhaut führt zu JuckreizNässenBrennen, zum Bluten, sowie gelegentlich dem unbemerkten Abgang von Blut oder Schleim. Der vermehrte Flüssigkeitsaustritt trägt zur Entzündung der Afterhaut bei. Je nach Ausmaß der Schädigung reden wir von Hämorrhoiden I., II. oder III. Grades. Bleiben die vorgestülpten Anteile der Analhaut und der Hämorrhoiden dauerhaft außerhalb des Afters, so sprechen wir von chronischen Hämorrhoiden IV. Grades. Dies kann man daran erkennen, dass bereits beim Spreizen der Pobacken Anteile der Schleimhaut des Enddarms sichtbar sind. Wenn die vorfallenden Knoten vom Schließmuskel ein geklemmt und mit Blutgerinnseln verstopft sind, reden wir auch von akuten Hämorrhoiden IV. Grades. Dieser akute Zustand tritt meistens sehr schnell auf, schwillt stark an, ist sehr schmerzhaft und betrifft eher junge Menschen.

Die Vergrößerung der Hämorrhoiden allein macht aber noch keine Krankheit aus; erst wenn Beschwerden hinzukommen reden wir von einem Hämorrhoidalleiden, und nur dieses muss behandelt werden. Dabei sollte Beschwerdefreiheit und eine Verkleinerung der Hämorrhoidenpolster
angestrebt werden.

Um Aftererkrankungen allgemein und das Hämorrhoidalleiden besonders beurteilen zu können ist es wichtig zu wissen, ob chronischen Hauterkrankungen, wie Neurodermitis oder eine Schuppenflechte vorhanden sind, welche weiteren Erkrankungen der Patient hat und welche Medikamente eingenommen werden.

Bei allen Formen des Hämorrhoidalleidens ist es grundsätzlich wichtig auf eine korrekte Analhygiene zu achten und die Stuhlentleerung durch regelmäßige tägliche Einnahme von gemahlenen Flohsamenschalen zu regulieren.

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Stadium I, Stadium II, Stadium III und Stadium IV

Stadium I, Stadium II, Stadium III und Stadium IV

Hämorrhoiden im Stadium I
Bedürfen in der Regel keiner weiteren aktiven Behandlung.

Hämorrhoiden im Stadium II
Werden erfolgreich dauerhaft verkleinert durch mehrfache sog. Gummibandligaturen, ergänzt durch Einspritzen eines Verödungsmittels in die Hämorrhoidalpolster.

Hämorrhoiden im Stadium III
Ohne weitere Veränderungen am After sind ideal geeignet zur Operation nach der sehr schonenden sogenannten Longo-Methode.

Hämorrhoiden im chronischen Stadium IV
Bedürfen, wenn keine Beschwerden vorhanden sind, keiner speziellen Therapie. Bei Beschwerden erfolgt eine sogenann- ten segmentale Hämorrhoidenentfernung. Diese Operation kann meist ambulant erfolgen. Die Operation kann in örtlicher Betäubung oder in einer kurzen Narkose vorgenommen werden.

Hämorrhoiden im akuten Stadium IV
Sollten zunächst zum Abschwellen vorbehandelt werden, können jedoch auch, wenn die Beschwerden zu stark sind, direkt operiert werden. Ansonsten gleicht die notwendige Operation dem chronischen Stadium.

 

Der innere Schleimhautvorfall

Der Enddarmschleimhaut (innerer Rektumvorfall oder Mucosaprolaps) wird immer wieder mit einem Hämorrhoidalleiden verwechselt, da er ähnliche Beschwerden hervorruft. Häufig kommen das Hämorrhoidalleiden und der innere Schleimhautvorfall auch gemeinsam vor. Zusätzlich kann es beim inneren Schleimhautvorfall zum Nässen aus dem After und zu unwillkürlichem Abgang von Winden, Schleim oder kleinster Mengen Stuhl kommen (minimale Inkontinenz). Unbehandelt kann der innere Schleimhautvorfall fortschreiten und zum Austreten des Enddarms aus dem After führen (Enddarmvorfall Grad III). Oft geht der innere Schleimhautvorfall mit anderen Beschwerden wie chronischer Verstopfung, Beckenbodensenkung, Ausstülpung des Darms zur Scheide oder einer Schließmuskelschwäche einher. Eine Behandlung, auch bei geringeren Beschwerden, ist sinnvoll um das Fortschreiten der Beschwerden zu verhindern.

 

Therapie

Akute Beschwerden
Durch eine frühzeitige Behandlung (schmerzstillende Mittel wie Ibuprofen, lokal eine Steroidcreme und/oder ein örtliches Betäubungsmittel, Stuhlregulierung und warme Bäder) klingt die akute Schwellung und die Schmerzen oft rasch ab.

Blutungen
Bei Blutungen aus dem After müssen, auch wenn vergrößerte Hämorrhoiden die wahrscheinlichste Blutungsursache sind, Darmpolypen oder Darmgeschwüre ausgeschlossen werden. Jeder 5. Darmpolyp wird bösartig! Nur die frühzeitige Erkennung und Entfernung von Darmpolypen vermeidet Darmkrebs!

Blutstillung
Zur Blutstillung eines Hämorrhoidalleidens im Anfangsstadium eignet sich das Veröden (Sklerosierung). Dabei wird eine Flüssigkeit in die Hämorrhoiden eingespritzt, die einen Reiz im Gewebe auslöst und dadurch die Blutgefäße verengt.

Gummibandligatur
Mit der Ligatur-Behandlung werden vergrößerte Hämor- rhoidalknoten mit einem kleinen Gummiring elastisch abgeschnürt und damit wieder auf ihr normales Maß verkleinert. Nach ca. 1-2 Wochen fällt das abgestorbene Gewebe mit dem Ring unbemerkt ab und wird beim Stuhlgang ausgeschieden.

Nur selten geht der Ring auch schon früher ab. An der Basis des abgefallenen Knotens vernarbt die Schleimhaut und wird dadurch wieder gestrafft. Im Anfangsstadium ist auch der innere Schleimhautvorfall meist durch Gummibandligaturen gut zu behandeln.

Durch die Gummibandligaturen wird die Enddarmschleimhaut gerafft und wieder in der richtigen Position fixiert. Nur beim Versagen dieser Behandlung oder im fortgeschrittenen Stadium ist eine Operation notwendig.

Welche Gefahren hat die Gummibandligatur?
Außer einem vorübergehenden Fremdkörper oder Druckgefühl (wie beim Stuhldrang) in den ersten Tagen kann es selten zu stärkeren Schmerzen kommen. Lassen Sie sich davon nicht beunruhigen, sondern nehmen Sie eine Schmerztablette
(z.B. Ibuprofen) ein oder benachrichtigen uns. In etwa 1% der Fälle kann nach Abstoßen des Knotens eine stärkere Blutung auftreten, wenn an der Abbindungsstelle ein Blutgefäß nochmals aufgeht. Das Blut fließt dann in den Enddarm, führt zu Stuhldrang und wird teils frisch, teils geronnen entleert. Eine solche Blutung kann schon nach wenigen Tagen, eher nach ca.10-14 Tagen, selten auch erst nach 3 Wochen auftreten. Begünstigt werden solche Blutungen durch Bluthochdruck, heftiges Pressen, Durchfall oder starken Husten. Eine solche Blutung ist zwar selten, erfordert dann aber die Blutstillung durch einen Arzt! Unbehandelt und über Stunden andauernd kann diese Blutung zu lebensbedrohlichen Blutverlusten führen! Sie sollten sich daher sofort (auch nachts oder am Wochenende!) in die Praxis oder die Klinik fahren lassen.

Die Blutung zu stillen ist einfach und für Sie vergleichbar dem Einsetzen der Gummibandligatur vorher: wir müssen in diesem Fall nur die Ligaturstelle anschauen und eine blutstillende Substanz einspritzen sowie die Blutung „abbinden“.

Fahren Sie nicht selbst mit dem Auto, da durch den Blutverlust ein Kreislaufkollaps auftreten könnte!

Bei der Terminplanung sollten Sie auf Folgendes achten: da eine Blutung bis zu drei Wochen nach jeder Behandlung auftreten kann, sollten Sie für diese Dauer nicht ins außereuropäische Ausland verreisen bzw. ihre Behandlungstermine danach einrichten.

 

Zur Operation

Hämorrhoiden in fortgeschrittenen Stadien (Stadium III und IV) sowie Hämorrhoiden im Stadium II, welche auf die Gummibandbehandlung nicht ansprechen, müssen operiert werden. Abhängig von Art und Ausmaß des Hämorrhoidalleidens steht eine Vielzahl von Operationstechniken zur Verfügung. Es sollte die für jeden Patienten am besten geeignete Operationstechnik gewählt werden.

Bei der Operation werden die vergrößerten Hämorrhoidalknoten entfernt, überschüssige Schleimhaut wird mitentfernt und die Haut des Afterkanals wird in ihrer korrekten Position fixiert.

Neue Operationstechniken machen bei vielen Patienten eine schmerzarme, in der Zeit nach der Operation nur wenig belastende Hämorrhoidenoperation möglich. Zudem gehen die neuen Techniken mit einem verminderten Blutungsrisiko und schnellerer Heilung einher.

Auch der innere Schleimhautvorfall muss gelegentlich operiert werden. Hierbei wird die überschüssige Schleimhaut durch den After entfernt. Zusätzlich wird die gesamte Darmwand gerafft und verstärkt.

Sollte bei Ihnen eine Operation erforderlich sein, so werden Sie von uns ausführlich über die verschiedenen Operationstechniken und das bei Ihnen am besten geeignete Verfahren beraten.

 

Tipps

Zur dauerhaften Sicherung des Behandlungserfolges ist in jedem Fall eine langfristige sorgfältige Stuhlregulierung not- wendig. Sie müssen das Pressen bei der Stuhlentleerung vermeiden. Bei fortgesetztem Pressen während der Stuhlentleerung kann es, trotz zunächst erfolgreicher Behandlung, erneut zu einem Hämorrhoidalleiden oder zu einem inneren Schleimhautvorfall kommen.

Um einen weichen Stuhlgang zu erreichen müssen Sie zunächst genügend trinken. Ein Erwachsener muss neben der Nahrung zusätzlich mindestens
2 Liter Flüssigkeit täglich zu sich nehmen. Sie sollten zusätzlich regelmäßig täglich 1-2 Esslöffel gemahlene indische Flohsamenschalen zu sich nehmen.
Bei der Analhygiene sollten Sie feuchtes Toilettenpapier oder Feuchttücher meiden. Zur regelmäßigen Hautpflege des Afters raten wir zu weicher Zinkpaste oder Zinkcreme (z.B. Penaten-Creme).