Informationen zu einem Leistenbruch

 

Was ist ein Leistenbruch?

Leistenbrüche können angeboren oder im Laufe des Lebens
erworben sein. Bei Säuglingen und Kindern sind Leistenbrüche
immer angeboren. Hier ist während der Embryonalzeit der Verschluss
des Leistenkanals ausgeblieben. Bei einem Leistenbruch, auch Leistenhernie genannt, drücken sich Eingeweide, beispielsweise Dünndarmschlingen, durch eine natürliche Schwachstelle der
Bauchwand in den Leistenkanal. Durch diesen Kanal verläuft beim
Mann der Samenleiter, bei der Frau das zarte Mutterband.

Kommt es zu einem Bruch in der Bauchwand, kann sich eine von
außen sicht- und tastbare Vorstülpung bilden: der Leistenbruch. Bei Männern tritt dieses Erkrankungsbild aufgrund Ihres Körperbaus
deutlich häufiger auf als bei Frauen. Der Leistenbruch kann
einseitig (90%) oder beidseits (10%) auftreten.

 
Leistenregion von Innen betrachtet während einer laparoskopischen Operation

Leistenregion von Innen betrachtet während einer laparoskopischen Operation

 

Wie kommt es zu einem Leistenbruch?

Ein Leistenbruch kann verschiedene Ursachen haben. Eine geschwächte Bauchwandmuskulatur oder Bindegewebsschwäche spielen hier ebenso eine Rolle wie erhöhter Druck im Inneren des Bauches. Dieser kann durch schweres Tragen und Heben, chronisches Husten und Niesen oder anstrengendes Pressen beim Stuhlgang hervorgerufen werden. Bei all diesen Gelegenheiten entsteht dann zusätzlicher Druck auf die Bauchwand, der langfristig zu einer Ausstülpung im Leistenkanal führen kann.

 

Keine Sorge!

Auch wenn Sie sich nach der von Ihrem Arzt gestellten Diagnose vielleicht erst einmal fragen, was jetzt auf Sie zukommt, sollten Sie sich keinesfalls Sorgen machen. Denn die meisten Leistenbruch-Patienten sind nach der Operation völlig überrascht, wie unkompliziert und unproblematisch alles verlaufen ist und wie schnell sie danach alle gewohnten Tätigkeiten wieder aufnehmen können. Häufig bekommen Ärzte dann zu hören: “Hätte ich das gewusst, hätte ich mir viel weniger Gedanken gemacht!“.  Damit Sie vor Ihrer Operation bestens informiert sind, haben wir diese Informationsseite für Sie entwickelt. Sie hilft Ihnen, sich entspannt auf den Eingriff vorzubereiten und der Erfahrung und Routine Ihres Chirurgen zu vertrauen. Bei ca. 200.000 jährlich in Deutschland durchgeführten Leistenbruch-Operationen können Sie das auch beruhigt tun.

Welche Auswirkungen hat ein Leistenbruch?

Zunächst keine. Etwa 30 % aller Leistenbrüche bei Erwachsenen verursachen nie Beschwerden. Eine Schwellung im Unterbauch sowie leichte ziehende Schmerzen kündigen den Leistenbruch zu Beginn an. Im Laufe der Zeit kann sich der Bruch vergrößern, die Beschwerden nehmen zu. Sehr selten kommt es zur „Brucheinklemmung“, dabei wird eine Darmschlinge in der Bauchlücke eingeklemmt. Sollte diese Darmschlinge dann nicht mehr vollständig durchblutet werden, kann das Gewebe absterben. Dies ist ein Notfall und muss schnell operiert werden, da es sonst zu schmerzhaften und lebensbedrohlichen Komplikationen, wie Darmverschluss oder sogar einer Bauchfellentzündung führt. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten Leistenbrüche innerhalb von
2 Wochen nach dem Auftreten operiert werden, da für Kleinkinder das Risiko der Brucheinklemmung hoch ist. Besonders Sportler und körperlich aktive Menschen können durch einen Leistenbruch in ihrem täglichen Leben stark eingeschränkt werden.

 

Wann sollte ein Leistenbruch operiert werden?

Ein Leistenbruch heilt niemals von alleine. Aber etwa 30 % aller Leistenbrüche bei Erwachsenen verursachen nie Beschwerden. Daher raten Experten heute dazu, nur noch Leistenbrüche zu operieren, wenn sie Beschwerden verursachen. „Bruchbinden“ sind überholt, da die Nachteile die Vorteile überwiegen.
Um die oben genannten Komplikationen erst gar nicht entstehen zu lassen, sollten Leistenbrüche operiert werden, wenn sie beginnen Beschwerden zu verursachen. Umso mehr, da Leistenbruch-Operationen nur ein minimales Risiko bergen und die Patienten kurz nach der Operation i.d.R. wieder völlig beschwerdefrei und belastbar sind.
Bei Säuglingen und Kindern sollen Leistenbrüche immer operiert werden, da hier das Risiko von sogenannten Brucheinklemmungen (Säuglinge) oder sonstigen Beschwerden sehr viel höher ist als bei Erwachsenen.

 

Wie wird ein Leistenbruch operiert?

Ein Leistenbruch kann mittels chirurgischem Nahtmaterial vernäht werden. Man spricht dann vom klassischen Verfahren. Die heute übliche Alternative ist die Abdeckung des Bruches mit einem Kunststoffnetz, das so genannte spannungsfreie Verfahren.

  • Bei Säuglingen und Kleinkindern wird über einen 1-2 cm langen Schnitt der Bruchsack entfernt. Diese Operation dauert für erfahrene Chirurgen lediglich ca. 15 Minuten. Kunststoffnetze sind nicht erforderlich und der Eingriff kann immer ambulant durchgeführt werden.

  • Beim klassischen Verfahren (z.B. nach Bassini, Shouldice) werden die vorgestülpten Gewebeanteile zurückgedrängt und die Bruchlücke, also die aufgedehnte Öffnung im Gewebe, mit Nähten verschlossen. Bei diesem Verfahren kann es an der Naht zu Spannungen kommen.

  • Beim spannungsfreien Verfahren (z.B. Lichtenstein, TEPP) wird die Operation ähnlich ausgeführt. Allerdings wird die Bruchlücke mit einem gut verträglichen, flexiblen Netz verschlossen. Diese aus speziellem Kunststoff hergestellten Netze werden seit mehr als 40 Jahren erfolgreich in der Chirurgie eingesetzt.  

 
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Bei der Operation einer Leistenhernie wird der ausgestülpte Darm zurückgeschoben und die Bruchpforte verschlossen.
Oft wird die Schwachstelle in der Bauchwand zusätzlich mit einem Netz verstärkt.

 

Welche Techniken werden angewendet?

Neben den zwei Verfahren zum Verschluss der Bruchlücke gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Operationstechniken:

  • Die klassische oder offene Technik, bei der die Operation durch einen ca. 5 cm langen Hautschnitt ausgeführt wird.

  • Die endoskopische oder Schlüssellochtechnik, bei der man die chirurgischen Instrumente sowie das Netz durch sehr dünne Führungshülsen zwischen Muskulatur und Bauchraum einführt. Das Netz wird dann vor dem Bauchfell ausgebreitet und befestigt.  Wir beraten Sie, welches Verfahren in Ihrem Fall geeignet ist.

 

Und nach der Operation?

Die Erfolgsquote spannungsfreier, also unter Verwendung moderner Netzmaterialien durchgeführter, Leistenbruch-Operationen liegt so hoch, dass es nur sehr selten zu einem so genannten Rezidiv, einem Wiederauftreten der Erkrankung, kommt. Dabei ist es unerheblich, ob die Operation offen mit Bauchschnitt oder laparoskopisch ausgeführt wurde. Allerdings ist die Erfolgsquote abhängig von der Erfahrung der Chirurgen. Je erfahrener der Chirurg in der Operation von Leistenbrüchen ist, umso seltener tritt ein Rezidiv auf.

Im Allgemeinen müssen Sie danach kaum mit Beschwerden rechnen und sind wieder ohne größere Einschränkungen einsatzfähig. 

 

Die Erholungsphase

Grundsätzlich werden Sie Ihre vollständige Leistungsfähigkeit sehr bald wiedererlangen: Bereits nach 1-2 Wochen sind leichte Tätigkeiten möglich. Zur Sicherheit raten wir Ihnen, in den ersten 6 Wochen keine Lasten von mehr als 5 kg Gewicht zu heben! Danach sind Sie wieder voll belastbar. 

 

Wir werden Ihnen unter den verschiedenen Operationsverfahren die für Ihre persönliche Situation beste Methode empfehlen. Die Operation wird bei uns ausschließlich von in der Leistenbruch-Chirurgie sehr erfahrenen Fachärzten durchgeführt.

Sollten Sie weitere Fragen haben, werden wir gerne Auskunft geben. Wir wünschen Ihnen nun alles Gute für Ihre Operation und eine schnelle Genesung.